Einige Autoren verstehen die Digitalisierung noch nicht
Von Carsten
In den letzten Tagen konnte man in den USA wieder beobachten, dass manche Leute die Veränderungen, die durch Digitalisierung entstehen können, immer noch nicht verstehen. Und wahrscheinlich nicht verstehen wollen.
Diesmal geht es um das Verleihen von Ebooks über Amazon bzw Barnes&Noble. Amazon erlaubt das Verleihen von Büchern ebenso wie Barnes&Noble. Einige Autoren haben anscheinend bemerkt, dass die Seite lendink.com es ihren Nutzern ermöglicht hat, andere Benutzer zu finden, die Bücher verleihen wollen und selbst gern welche ausleihen möchten. Die Seite hat also den Kontakt zwischen Benutzer A und Benutzer B hergestellt und anschliessend auf die offiziellen Kanäle und Möglichkeiten der Ebook-Vertreiber Amazon bzw B&N verwiesen.
Und die Autoren (oder ihre Verlage) haben in ihren Verträgen mit den beiden Firmen zugestimmt, dass ein Verleih der Bücher möglich ist. Sonst könnte man diese Funktion gar nicht nutzen. Es ist also völlig legal und gewollt, dass man Ebooks tauschen kann. (In Deutschland gibt es diese Möglichkeit immer noch nicht. Weil gefährlich.)
Ich hab mal auf Twitter bei den beteiligten Autoren gesucht und folgende Tweets gefunden:
Die vollständige Konversation findet sich hier. Zum Schluss gibt es aber doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer von Susan Buchanan, aber gebracht hat das allem anscheinend nach nicht viel – sonst wäre das ganze Drama an dieser Stelle (nach dem Lesen der FAQ von lendink.com gestorben:
Anscheinend haben nach den ersten Schrecksekunden auch noch andere Autoren angefangen nachzudenken:
Was denkt sich jetzt ein Autor, der von Digitalisierung so überhaupt keine Ahnung zu haben scheint? “Da raubmordkopiert jemand meine Bücher! Piraterie!” und ruft seine ahnungslosen Kollegen dazu auf, DMCA-Takedown Notices an den Hoster zu schicken. Und der hält die Flut nicht lange aus und nimmt die komplett legale Seite vom Netz. Einfach so. Weil gefährlich.
Der Betreiber Dale Porter hat anschliessend noch einen traurigen Post bei Facebook geschrieben:
To all of the misguided and misinformed authors that have sucessfully had Lendink.com suspended – Thank you. Your failure to investigate the site and actually learn what Lendink does has resulted in numerous threats against me and my family and for what, your thinking that your property rights were being violated. I can respect your efforts to defend your property but I cannot respect the fact that none of you actually investigated for yourself or took the time to actually read and understand your contract with Amazon or Barnes and Nobles before you formed the lynch mob.
Hier noch ein paar Links mit mehr Details zum Vorgang:
Achja, und der Betreiber von lendink.com Dale Porter schreibt auf Facebook, dass er immer noch darüber nachdenkt, ob er die Seite zurückbringt oder nicht. Was soll man zu sowas noch sagen… mir fällt nichts ein. Ich hoffe jedenfalls, dass die Seite zurückkommt und das man auch in Deutschland bald Bücher verleihen kann.