Erstes Fazit nach 6 Monaten Crossfit
Von Carsten
TL;DR Wer eine motivierende Sportart sucht und gerne Abwechslung hat, der sollte sich Crossfit auf jeden Fall angucken. Ich werde jedenfalls weiter machen.
Im November 2013 war ich bei meinem ersten Crossfit Workout. Vorher habe ich einige Jahre normales Fitnesstraining im Fitnessstudio gemacht, hab ich mich allerdings schon seit längerem eher in den Kraftsport verlagert – d.h. viele der old school Übungen: Kreuzheben, Kniebeugen, Klimmzüge, Liegestütze. Manchmal auch draussen auf dem Sportplatz oder auf Spielplätzen mit Klettergerüst.
Im Crossfit findet man viele der Übungen wieder, die größten Unterschiede sind die Variation und das Training in einer (großen) Gruppe. Das Gruppentraining war natürlich eine Umstellung für mich, allerdings fiel es mir auch leichter als ich dachte. Das liegt vor allem daran, dass in einer Crossfit Box (so nennt man die gummi-ausgelegten Hallen, in denen Crossfitter trainieren) eigentlich nur Gleichgesinnte zu finden sind – wer keine Lust auf diese anstrengende Art von Training und der damit einhergehenden Grundhaltung hat, der wird kaum einen Fuss in so eine laute, verschwitzte, mit Verrückten vollgestopfte Örtlichkeit setzen… :v:
Natürlich gibt es bei der Marke Crossfit einige Punkte, über die man diskutieren kann. Die Etablierung als Sport, das Marketing, die Vermarktung der Crossfit Games, die Zertifizierungen, die Preisausrichtung der Crossfit Boxen… aber ich sehe das wie jede andere Werbung: kann man sich angucken, muss man aber nicht. Man kann Crossfit-Produkte kaufen, muss man aber nicht.
Wie auch immer, das Training und die Workouts in der Box machen sehr viel Spass. Für mich interessant sind aber eher die Zusatzangebote wie Yoga oder das Olympic Lifting. Yoga, damit ich irgendwann nicht mehr steif wie ein Holzstück bin und Olympic Lifting, damit ich in einer relativ kleinen Gruppe von 10 Leuten mehr Anleitung und Korrekturen meiner Technik bekomme, als durch Bücher und Videos. In Zeiten von Youtube und HD-videofähigen Handys kann man zwar viel allein lernen, aber wenn jemand mit Erfahrung einfach durch einen kurzen Druck mit der Hand die Rückenposition korrigiert, ist das doch nochmal etwas anderes.
Meine Trainingsfrequenz ist jetzt auch wieder bei 5 Tagen pro Woche angekommen. Crossfit empfiehlt das Training im 3 on, 1 off Rhythmus, allerdings bekomme ich das zeitlich einfach nicht in meine Wochenplanung einsortiert. Ich trainiere deshalb Dienstags und Mittwochs in der Box, Freitags, Samstags und Sonntags dann zuhause. Die Workouts of the day, genannt WOD, werden von den meisten Crossfit Boxen online gepostet, so dass ich sie auch mitmachen kann, wenn ich nicht in der Box bin.
Die WOD sind einer der großen Kritikpunkte an Crossfit. Den meisten sind sie zu zufällig, was aber genau der Punkt von Crossfit ist: man will so fit sein, dass man jede Art von körperlichen Betätigung bewältigen kann. Natürlich reicht das WOD allein nicht aus, wenn man gewisse Ziele erreichen möchte. Aber die WOD sind auch nur ein Teil von Crossfit. Ich will z.B. immer noch meine Kraft steigern, d.h. ich mache viel Olympic Lifting, viel schwere Einheiten und erst am Ende mache ich ein WOD oder eins der Benchmark Workouts, der sog. Crossfit Girls.
Trotzdem trainiere ich durch Crossfit mehr von den Schwächen, die ich allein im Fitnessstudio vernachlässigt oder ganz ignoriert habe:
- Ich kann fast einen freien Handstand.
- Ich laufe öfter, hauptsächlich schnelle Kurzstrecke, z.B. 400m oder 800m.
- Ich bin flexibler, da ich jetzt auch Yoga mache und vor den Workouts an meiner Mobility arbeite.
- Meine Kondition ist besser, da viele -aber nicht alle- der WODs Ausdauer über Kraft stellen.
Vielleicht werde ich in Zukunft wieder einen Trainingsplan wie z.B. Stronglifts 5×5 einbauen. Vielleicht werde ich mehr Laufeinheiten einplanen.
Wie jeder Sport, wie jedes Training erfordert auch Crossfit, dass sich der Trainierende mit der Wirkung seines Trainings beschäftigt. Es schadet nichts, wenn man die ersten paar Wochen einfach die WODs von crossfit.com befolgt. Aber wenn man sich selbst Ziele setzt, hilft das blinde befolgen von irgendwelchen Standardplänen nicht – völlig egal, ob man Crossfit macht oder ob man im Fitnessstudio trainiert.
Mein Fazit nach rund 6 Monaten ist jedenfalls durchweg positiv: Crossfit gefällt mir gut, meine Crossfit Box crossfit hh gefällt mir gut, mein Trainingsfortschritt gefällt mir gut. Ich habe viele persönliche Bestleistungen in den Lifts erreicht. Ich habe einige meiner Leistungen in den Benchmark WODs verbessert.
Ich werde also weiter in die Box gehen, weiter am Wochenende meine Nachbarn mit meinen Workouts vor den Garagen unterhalten und Crossfitter bleiben.