The Last Oil Shock von David Strahan
Von Carsten
In den letzten Tagen habe ich das Buch The Last Oil Shock von David Strahan gelesen. Ein sehr interessantes Buch, das mit einer Unmenge Fussnoten einen nachverfolgbaren ÃÂberblick zum Thema Peak Oil gibt. Peak Oil ist eine alte These, entstanden in den 1950er Jahren.
Und dass es einen Peak Oil geben wird, darüber müssen wir ja wohl nicht streiten, oder? Es gibt eine begrenzte Menge Erdöl und wir (also die Menschheit) fördern seit über 100 Jahren mit immer steigenden Mengen Erdöl. Ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir die maximal mögliche Menge pro Tag fördern und bis wir irgendwann gar kein Erdöl mehr fördern werden. Die interessantere Frage ist: Wie lange wird es dauern, bis wir global eine fallende Menge förderbaren Erdöls bemerken werden?
Die meisten von David Strahan zitierten Studien sagen den globalen Peak für ungefähr 2010 voraus. Einige Mal verweist Strahan darauf, dass wir einen Peak wohl erst im Nachhinein erkennen werden. Und er bringt einige glaubhafte Fakten, dass wir uns bereits mitten im decline befinden, also dem Bereich der fallenden Fördermengen. Wenn man die Nachrichten der letzten Monate (Deep sea mining, oil sands, arctic mining u.a.) nimmt, haben es die ÃÂlfirmen schon verstanden. Es werden immer riskantere Unternehmungen notwendig, um ÃÂl zu fördern. Und es wird immer teurer.
Ich glaube also, dass es wirklich bald zu einem ÃÂlschock kommen wird. Und die Politik (oder besser: die Realpolitik) hat sich bereits darauf eingestellt. Angefangen mit der amerikanischen Invasion im Irak (der Irak hat ÃÂlreserven), danach die Feindseligkeiten zum Iran (der Iran hat ÃÂl- und Erdgasreserven) und jetzt der Krieg in Libyen (Libyen hat… naja, ÃÂl- und Gasreserven im Syrtebecken). Und das sich sowohl England als auch Frankreich gleich mit in die Konflikte stürzen, hat bestimmt auch was mit der kommenden Energiekrise zu tun. England befindet sich sogar noch in einer exponierteren Lage, da sie selbst weder ausreichend regenerative noch Atomenergie haben.
Was bedeutet das jetzt?
Es zeichnet sich ja im abstürzenden Finanzmarkt bereits ab: Rezession. Ach ja, und Unruhe, Krieg, fallender Lebensstandard. Vielleicht noch Hungersnöte, weil mit Biokraftstoffen die existierenden Autos weiterbetrieben werden sollen und die Anbauflächen dann für Nahrung fehlen. Sieht man jetzt auch schon, wenn die Hedgefunds in Afrika das Land aufkaufen, um darauf Biodiesel anzubauen. Und der ÃÂlpreis (und damit der Preis für Energie an sich) wird explodieren. Im Moment wird das etwas durch die globale Krise abgefedert, und so ein Auf und Ab sagt auch David Strahan voraus. Der eigentliche Niedergang der ÃÂlförderung wird dadurch etwas verschleiert, aber nicht verhindert.
Was sind die Auswirkungen?
Einfach ausgedrückt kann man folgendes sagen: Energie wird teuer. Egal, ob das Treibstoff, Elektrizität oder Nahrung ist. Dadurch wird unsere geliebte Mobilität eingeschränkt. Auto fahren wird wieder Luxus. Flugreisen werden ganz wegfallen (Treibstoff für Jets ist erstmal nicht durch Biotreibstoff zu ersetzen). Das Leben in den GroÃÂstädten wird sich radikal verändern, weil es sich kaum noch jemand leisten kann, a) weite Strecken zur Arbeit zu fahren, b) Nahrung über weiter Strecken heranschaffen zu lassen und c) das Leben in der Stadt insgesamt auf Energiekonsum ausgelegt ist.
David Strahan zeigt im Buch auch, dass die momentanen Anstrengungen völlig unzureichend sind. Die Industrie (und die Menschheit) ist immer noch auf Wachstum ausgelegt und das wird sich nicht ohne ÃÂl weiterführen lassen. Ausserdem wird immer noch versucht, durch die Energiealternativen den bisherigen Lebensstandard zu halten. Er hat einige Rechenbeispiele im Buch, die aufzeigen, dass man z.B. zum Erhalt der Autoflotte von Amerika das gesamte Land zum Anbau von Biosprit bräuchte. Oder dass Hydrogenkraftstoff keine Kraftstofflösung ist. Und das Erdgas so eng an den ÃÂlpreis gekoppelt ist, dass auch damit kein Ausweg aufgetan ist.
Alles in allem ist das Buch eine Sammlung von Fakten, was mir entgegen kommt. Hin und wieder kommt die starke Meinung von David Strahan und seine Verzweiflung an der momentanen politischen Situation durch. Aber das kann man ertragen und vielleicht hilft es dem Leser auch, das Dilemma der jetzigen politischen Führung zu erkennen: wer wiedergewählt werden will, kann nichts anderes als Wachstum fordern.
Also, mein Tipp: Lest das Buch! Und wenn ihr damit fertig seid, dann lest die anderen Bücher von meiner Peak Oil-Liste.